Anekdoten und Lausbubenstreiche

von Ernst Bock, Leutershausen

Lausbubenstreiche


Am Gründonnerstag 1945 sind die Amerikaner in unser Dorf gekommen.

Zuerst flog der "fieseler Storch", ein langsam fliegendes Doppeldeckerflugzeug in den ersten Nachmittagsstunden über Leutershausen. Es fiel kein Schuss - gegen 16.00 Uhr fuhr ein Jeep über die Bahnhofstraße-Vordergasse bergauf. Ein Fahrer und ein Schütze mit einem großen Maschinengewehr mit ganz vielen Patronen dran waren die Vorhut. Aus etlichen Fenstern hatten die Bewohner weiße Betttücher aufgehängt. Als der Jeep durch den Ort gefahren war und keine deutschen Soldaten mehr da waren, kam die Invasion. Da kamen 100derte Fahrzeuge die Vordergasse herauf und fuhren in den Schlosshof. Hauptsächlich Jeeps mit verschiedenen Waffenanordnungen, Kübelwagen in verschiedenen Typen, Rot-Kreuz-Wagen usw. Die Autoschlange wollte nicht enden!
Wir hatten an unserem hinteren Scheunentor ein Bild vom Heidelberger Schloss. Alt und Jung hatte doch Angst vor den amerikanischen Kampftruppen. Da kam ein wenig angetrunkener Amerikaner - natürlich mit Maschinengewehr um den Hals - in unseren Hof. Als er das Bild vom Heidelberger Schloss sah, lachte er und ging vergnügt wieder ins Schloss und unsere große Angst war umsonst!


Ein, zwei Tage nach Einmarsch der Kampftruppen kamen viele neue Amerikaner nach Leutershausen.

In jedem Haus in der Vordergasse mussten die Bewohner Platz für die Besatzer machen. Wir mussten unters Dach und durften, eingepfercht, bleiben - andere mussten ganz aus ihren Häusern. Alle neueren Häuser in der Großsachsener Straße mussten ganz geräumt werden.
Gleich, nachdem die Besatzer sich eingenistet hatten, wurden alle! Bewohner der Häuser in und um die Katholische Kirche gebracht. Die Häuser mussten leer sein, nur wenn jemand ganz gebrechlich war, konnte er bleiben. Die Aktion begann so gegen 8.00 Uhr. Große Ungewissheit - was kommt nun? In dieser Zeit wurden alle Häuser durchsucht - nach Waffen, Munition usw. Gegen 13.00 Uhr durften wir alle wieder nach Hause.


Kriegsgefangene bei den Bauern,

ehemalige französische Soldaten als Gefangene zur Hilfe in der Landwirtschaft wurden in der Synagoge untergebracht - von einem deutschen Soldaten nachts bewacht.
Am Tisch der Bauern zu sitzen war streng verboten. Bei uns am Tisch - und hörte man jemanden kommen - hat er sich schnell mit dem Teller umdrehen müssen, um am Spülstein zu essen - man wusste nicht, wer kam und fürchtete eine Anzeige!!!
Die Gefangenen wurden morgens in der Synagoge abgeholt und abends hingebracht. Der Wachmann wurde jeden Tag bei einem anderen Bauer verköstigt.


In dem Steighohlweg, Leisbuchelhohlweg und Kahlbergshohlweg

hatten sich immer mehrere Familien zusammengetan und Erdhöhlen gebaut, damit man, wenn der Amerikaner kommt und alles beschießt, einen Unterschlupf hatte. Die Höhlen waren teilweise mit Holz abgesichert und unterschiedlich tief, so ca. 4-8 Meter und 1,30 m breit - zum Glück wurde keine gebraucht. Wir hatten eine Höhle oder Bunker, wie wir es nannten, mit der Familie Heinrich Rudolf - Der "Mades Heiner" im Ortsalltag!


Im Schloss war eine große Kastanien Allee - heute Nussbäume.

Die Deutsche Wehrmacht hatte eine Fahrzeugreparaturwerkstatt eingerichtet. Hier wurden alle Typen von PKW Fahrzeugen repariert. Der Meister der Werkstatt war ein Saarländer! Wir bekamen ab und zu  von ihm 2-3 Liter Benzin für unser Miele-Motorrad. Dafür kam er alle paar Tage zum Schwarzhören des französischen Rundfunks.
Das war natürlich strengstens verboten. Er wollte den französischen Rundfunk von unserem Volksempfänger hören. Ihn interessierten nicht die deutschen Erfolgsmeldungen sondern der Vormarsch der Alliierten, wie weit seine Heimatstadt verteidigt - beschossen und eingenommen wurde. Vor unserem Haus musste immer jemand aufpassen, dass es niemand hören konnte, es war sehr gefährlich!

zurück


Lausbubenstreiche

von Ernst Bock, Leutershausen


Anekdoten

 

Nach 1945 bis 1952 gabs kein Fernsehen, kaum Sport oder Veranstaltungen.

Wir waren immer 10-12 Freunde. Unsere Sonntags-Erlebnisse waren fast immer die gleichen. Mit 3 oder 4 Hunden ging es sonntags immer in den Wald and die Pflanzschule. Dort stand eine Schutzhütte ( - auch heute noch!) und wir tobten im Wald herum.
Baumstämme, die zum Abfahren mit dem Pferde-Langholzwagen am Wegrand lagen, haben wir zum Ärger der Holzleute den Abhang hinunter rollen lassen!
Einmal, in der Margarethenruh, 2 Ster  Holz schön aufgesetzt am Abhang - mit vereinten Kräften umgeschmissen - das ganze Holz den Abhang hinunter in den Bach! Ein Mann aus Großsachsen hatte versteckt zugeschaut - kam hervor! "Ich kenne die meisten von Euch! Wenn Ihr das Holz nicht wieder rauf tragt, zeige ich Euch an!", sagte er zu uns. Wir schufteten gemeinsam, bis abends das Holz wieder an seinem alten Platz war. Dieser Sonntag war ausgefüllt!


An einem Winternachmittag,

die Vordergasse war verschneit und unsere Klicke fuhr Schlitten! Da kam ein Dreirad-Auto, ein so genanntes Tempo, die Vordergasse rauf und wollte zur Krone Getränke bringen. Wir hängten uns hinten an, um schneller nach oben zu kommen. Kurz vor der Kreuzgasse rutschte das Dreirad - der Fahrer sprang heraus - das Tempo rollte rückwärts schräg die Gasse runter - prallte mit dem Hinterrad am Haus Schulz-Müller an die Hauswand - und das Tempo lag auf dem Kopf! Die Flaschen zerbrochen - vom Saft wurde der Schnee rot und gelb. Gerichtsverhandlung in Weinheim - Freispruch wegen zu glatter Fahrbahn!

zurück